„BEATBOX – ein Instrument, das man üben muss, wie jedes andere auch“

Clemens Schmuck zu Gast bei Performing Pop in Paderborn

Spätestens mit Künstlern wie Beardy Man ist es keine Spartenmusik mehr oder wird als Randgenre in der Vielfalt der aktuellen Musiklandschaft abgetan. Das Phänomen Beatboxen ist längst in der Popkultur angekommen. Das sich A Cappella Gruppen den Moden und Hypes des letzten Jahres annehmen, zu umgeschriebenen Versionen der letzten Skrillex Titel beatboxen und performen, übt eine solche Faszination unter Musikern und Musikliebhabern aus, dass immer mehr Menschen versuchen, diese vielfältigen Geräusche und Töne, bei welchen man kaum meinen sollte, sie alle mit dem Mund und der Stimme erzeugen zu können und welche sich dann auch noch in der Gesamtheit gut anhören bzw. Hörer tatsächlich einen Titel daraus erkennen vermögen, nachzuahmen. Die Veranstaltungsreihe Performing Pop beschloss daher: her mit den Workshops, Unterrichtsstunden und Coachings im Bereich Beatboxen!

Elf Workshop-Teilnehmer saßen am 22. Oktober 2012 mit großen Augen im Kleinkunstsaal der Kulturwerksatt, als Clemens Schmuck vorführte, was man in den nächsten Stunden erarbeiten würde. Clemens Schmuck ist Beatboxer und Sänger, gibt Workshops zum Thema Beatbox & Mouth Percussion, unterrichtet Gesang an unterschiedlichen (Hoch-)Schulen und singt selbst – in der niederländischen A Cappella Band „iNtrmzzo“.

Erarbeitet wurden die Grundsounds, wie Bassdrum, Snaredrum und High Head. Dabei kamen Geräusche zum Vorschein, die so nicht geplant waren und auch manchmal eher nach Fröschen oder Donald Duck klangen, als nach Beatbox. Doch Clemens Schmuck hatte für jeden die richtigen Verbesserungsübungen parat und meinte zudem, dass Beatbox eben ein Instrument ist, dass, wie jedes andere auch, geübt werden muss. Von heute auf morgen ist da nichts zu machen.

Auch, wenn man nach vier Stunden Workshop nach Luft ringt und einen extrem trockenen Mund hat, so blieb der Spaß auf keinen Fall aus. Nachdem erste Hemmungen abgelegt waren, experimentierte Jeder mit Mund und Mikro – dabei wurde viel gelacht, miteinander und übereinander. Dieser Workshop brachte Grundlagen und ermutigte, wann immer Musik läuft, das Schlagzeug zu imitieren.

Am Abend des 22. Oktober kam schließlich die Belohnung für die Teilnehmer und für weitere Gäste. Clemens gab als krönenden Abschluss noch ein Konzert zusammen mit dem Pianisten Thomas Rückert und dem Bassisten Niko Brandenburg. Jazz, Soul, Blues und Pop stand auf dem Programm. Der Genre-Mix scheint erst mal untypisch, aber die drei Musiker verstanden es auch vor kleinem Publikum Großes zu leisten. In ihren Grooves konnte man sich richtig verlieren. Die musikalische Begeisterung und ihr Können brachten eine gewisse Spannung im Raum, welche kurze Zeit später durch Beatbox-Performances oder aber einer eher schräg klingenden Trompeten-Imitation aufgelockert wurde. Neben unbekannteren Songs und einigen Improvisationen wurden auch bekannte Titel der Popindustrie aufgeführt und mit Clemens Schmucks Stimme, Kontrabass und Klavier zu etwas Eigenen gestaltet. Letztlich erklang die Zugabe „Just a little faith“, eine Eigenkomposition des Sängers, mit der sich die drei Musiker vom Publikum verabschiedeten.

Auch wenn an diesem Montag nicht allzu viele Gäste den Weg in den Kleinkunstsaal zu diesem interessantem und beeindruckendem genreübergreifendem Konzert gefunden hatten, schafften es die drei Musiker dennoch, auch die letzte Person im Saal in ihren Bann zu ziehen. Gefesselt, bei minimaler Bühnenausleuchtung und fast schwarzem Zuschauerraum, genossen die Gäste die Atmosphäre und konnten sich durch den wirklich fast schon an jenem Tag familiär gewordenen Rahmen des Konzertes voll und ganz auf die teilweisen avantgardistischen aber grundsätzlich äußerst hörenswerten Klänge des Trios einlassen. Und für alle Anwesenden kann gesagt werden, dass das ein höchst-musikalischer Abend war, den man in dieser Kombi eher selten zu hören bekommt: Jazz – mit Beatbox, Piano und Kontrabass.

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