Nachbetrachtung: Jason Forrest

Ein Flummi bringt den Würfel zum wackeln

Jason Forrest im Cube

von Maria Hegewald

Die Jahrestagung des Arbeitskreises Studium Populärer Musik e.V. (ASPM) hat ihren Auftakt erfolgreich hinter sich gebracht und beendete ihren ersten Tag mit einem Keynote-Vortrag des schottischen Musikwissenschaftlers Simon Frith. Doch damit ist der Abend noch nicht zu Ende. Das musikalische Highlight sollte noch folgen.

 

Gegen 23.30 Uhr beginnt sich das Cube, die Diskothek für Subkultur in Paderborn, zu füllen. Das Publikum, in freudiger und teils ungewisser Erwartung, auf das was da kommen soll, setzt sich zu einem Großteil aus studentischen Tagungsgästen zusammen, doch lockte die Ankündigung eines hüpfenden, brüllenden und das Publikum überwältigenden Jason Forrests „mit der gnadenlosesten Abgeh-Musik diesseits des Atlantik“ (Spex) auch ,normale‘ Gäste in den Würfel. Aber was sollte an diesem Abend schon ,normal‘ sein?!

„My goal is to make your dreams come true“: Mit diesen Worten begrüßt Jason Forrest das Publikum, nimmt ebenfalls Bezug zur ASPM-Tagung und unterbreitet dem Publikum sein Vorhaben, dass der Laden aufgrund der baldigen Schließung  auseinandergenommen werden könne. Und dann geht es los, besser gesagt: er geht ab. Der zuvor gemütlich erscheinende, sympathische Mann mit der charmanten Zahnlücke ist nicht wieder zu erkennen. Wie ein Flummi hüpft er durch das Cube und steckt damit auch das Publikum an. Dass bei seinem extrovertierten Tanzstil die Technik kurze Aussetzer verzeichnen muss und friedlich auf dem Sofa-sitzende Menschen auf einmal einen tanzenden Jason Forrest in ihrer Mitte begrüßen dürfen, sorgt für offene Münder und ungläubige Augen, wobei dem Kopf dabei keine Zeit zur Verarbeitung bleibt. Damit sein Publikum und vor allem er selbst sich auch regenerieren kann bieten seine Songs kurze Erholungspausen in Form von ruhigeren Parts, welche jedoch nicht lange andauern. Da seine Art des Musikmachens ihren Weg in die Köpfe der Menschen noch sucht, gibt er teilweise auch kurze Erklärungen zu seinen Songs ab. So zum Beispiel bei seinem Stück My 36 Favourite Punk Songs. Hier kommt eine Besonderheit des Sampling hervor, denn Jason Forrest schafft es seine 36 Liebelings-Punk-Lieder so zu transformieren, zu schneiden und wieder neu zusammenzufügen, dass sein neu entstandener Song nur in kurzen Passagen noch an einen Punk Song erinnert. Genau darin liegt auch die Stärke des Sampling, bereits vorhandene Stücke so zu verändern, dass sie im besten Fall nicht wieder zu erkennen sind bzw. ausschließlich kleine Verweise an das Original herausstechen. Als ein solches ist auch der Flummi im Würfel, Jason Forrest, zu bezeichnen. Ein Original, dass weder in seinem extrovertierten Tanzstil noch in seinem Können kopiert werden kann. Ob er an diesem Abend seine Prophezeiung my goal is to make your dreams come true erfüllen konnte muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Festzuhalten ist jedoch, dass dieser Abend allen Anwesenden eine Mischung aus Unfassbarkeit, Horizonterweiterung, für kurze Momente auch Angst und vor allem Spaß bereitete.

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