Nachbetrachtung: Kai Degenhardt

Über die Entstehung und den Untergang der Musikindustrie – Kai Degenhardts Vortrag: „Der Tod steht ihr gut.“

von Nick Ruth

„Bei mir hat gar keiner getanzt!“, meinte Kai Degenhardt augenzwinkernd nach seinem Vortrag. Und das ist in der Performing Pop-Reihe seit Bernadette LaHengst ja schon fast Pflicht. Trotzdem kam es nach seinem Vortrag am 21.September im Bunker Ulmenwall zu einer spannender Diskussion und tanzen kann man, wenn Kai Degenhardt im März wieder nach Bielefeld kommt. Neben seiner Tätigkeit als Autor für hauptsächlich linkspolitische Magazine ist er auch Musiker und arbeitete als Arrangeur und Gitarrist viel mit seinem Vater zusammen (ja, er ist der Sohn von Franz Josef Josef Degenhardt).

In seinem Vortrag schilderte Degenhardt sehr anschaulich die Geschichte der Musikindustrie und verdeutlichte alles mit Bildern und Hörbeispielen. Speziell ging er auf einzelne Krisen ein, die oft von technischen Neuerungen geprägt waren. Beispielsweise die Einführung des Radios, des CD-Brenners und natürlich der MP3. Die Musikbranche steckt nach Degenhardts Meinung nicht nur in einer tiefen Krise, sie befindet sich gerade  in ihren „letzten Gefecht im Netz“.

Jedoch sieht er Chancen für eine linke Gegenkultur, die aber noch lange keine Gegenhegemonie etablieren wird. Und doch glaubt er daran, dass zwischen den übrig gebliebenen Star- und Schlagerparaden schon jetzt das ein oder andere Musikstück aus und von den wirklichen, normalo-jugendlichen Lebensverhältnissen entgegensetzt werden könnte – zwischen Schulhof und McDonald’s, Doppelstunde Mathe und Online-Chat, Kinderzimmer und Jugendknast gibt es ein Vakuum, das gefüllt werden kann.

Die Diskussion drehte sich um dieses eben genannte Vakuum und um die Fragen: Was können wir tun? Gibt es nicht doch neue Jugendkulturen, wie zum Beispiel den Poetry Slam? Was tun mit den vielen individuellen Musikstilen? Das heterogene und sehr interessierte Publikum, bestehend aus jungen Studierenden, Poetry Slam-Fans und selbsternannten Alt-68ern, hätte noch lange mit Kai Degenhardt darüber diskutieren können, aber auch dieser Abend war irgendwann am Ende… wie die Musikindustrie.

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